Vor einigen Jahren war ich im Urlaub auf Island und war von den dort hergestellten Pullovern total begeistert - zumindest was Design und Outdoortauglichkeit betrifft. Ich habe dann einige anprobiert - wunderschön, aber zum Kauf konnte ich mich trotzdem nicht entschließen, weil die isländische Wolle einfach ziemlich rauh und kratzig ist. Außerdem hatte ich mit meinen in Norwegen gekauften Norwegerpullovern die Erfahrung gemacht, dass es mir einfach sehr leicht passiert, dass ich beim Anziehen mit den Fingern in die hinter dem Muster durchgezogenen Fäden gerate und auf der Innenseite Fäden ziehe, und diese Gefahr besteht bei den Islandpullis natürlich auch.
Also habe ich meinen Wunsch nach einem solchen tollen Pulli unerfüllt wieder mit nach Hause genommen, zusammen mit dem Plan, selbst einen Pullover nach diesem Vorbild zu stricken, der die genannten Nachteile nicht hat.
Das erste, was ich lernen musste, war, mehrfarbige Muster zu stricken. Nach einigen wenig erfolgreichen Versuchen, zwei Fäden auf einem Finger zu halten, entweder mit einem dafür speziell angebotenen Fingerhut oder den einen Faden linksrum, den anderen rechtsrum auf den Finger zu wickeln, habe ich notgedrungen die englische Art zu stricken gelernt, bei der der Faden auf der rechten Hand gehalten wird. Ich stricke also die eine Farbe nach deutscher und die andere nach englischer Methode, was nach einiger Übung sehr gut geht, kaum langsamer als normal.
Das nächste Problem sind die hinten gespannten Fäden der zweiten Farbe. Dazu fand ich im Internet Tipps, wie man die gerade nicht verwendete Farbe nicht einfach hinten mitführen, sondern bei jeder zweiten Masche auf der Rückseite mit einweben kann, so dass es keine über mehr als 2 Maschen frei auf der Rückseite mitlaufenden Fäden mehr gibt.
Im Vergleich dazu war das Materialproblem einfach zu lösen - ich suchte mir einfach eine schöne weiche Wolle mit Alpakaanteil für meinen Pulli aus.
Jetzt mußte ich mir noch passende Muster nach isländischem Vorbild suchen und auf die Wolle und Größe meines Wunschpullovers anpassen, was auch einiges an Überlegung gekostet hat - mein technisch begabter Sohn hat mir dafür ein kleines Tool zum Ausrechnen der Maschenzahlen für jedes gewünschte Muster programmiert. Von Hand geht es auch, ist aber mühsam.
Damit ist der Weg frei, in jeder Größe, Farb- und Musterkombination Pullover nach isländischem Vorbild zu stricken. Der Aufwand lohnt sich aber nur, wenn ich genau weiß, für wen der Pullover sein soll - Pullis für Erwachsene mache ich nur auf Bestellung oder zum Verschenken. Meine eigenen 2 Exemplare trage ich den ganzen Winter abwechselnd mit anderen. Ich habe aber mal einen Kinderpulli auf diese Weise gestrickt und bin gerade dabei, nach diesem Vorbild einen zweiten zu machen - ist einfach mal Abwechslung neben all den Stulpen und Handschuhen.
Grüße an alle!
Susanne